Samstag, 2. September 2006
Von griechischer Mythologie und Schichtmathematik
Heute nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum.
Ich befand mich in einer griechischen Szenerie und zog als griechischer Sagenheld durch die Lande. Ich fühlte mich grossartig! Kein Wunder, als griechischer Sagenheld war ich das ja auch!
Und als ich so durch die Lande ritt, auf meinem griechischen Sagenheldenpferd, da sah ich drei schöne Frauen in Not und ich dachte mit meinem griechischen Sagenheldengehirn: "Oh, drei schöne Frauen in Not!".
Irgendetwas kam mir an ihren Gesichtern merkwürdig vor, aber darum konnte ich mir auch nach der Rettung der griechischen Schönheiten noch Gedanken machen...
Ein griechischer Sagenheld muss tun, was ein griechischer Sagenheld tun muss!
Und so ritt ich heran, sprang von meinem Pferd, bekämpfte die Not und besiegte die Not.
Sofort wanden sich die griechischen Schönheiten um mich und erst da sah ich, was mit ihren Gesichtern nicht stimmte:
Die griechischen Schönheiten trugen je einen grün-weiss-getreiften Mundschutz.
Und als sie durcheinanderriefen "Oh, Tuberkules, unser Held", wachte ich schweissgebadet auf und hörte gerade noch, wie des Lebens pure Schadenfreude, ein leises "äätschibäätsch!" intonierend und schleichend aus meinem Krankenzimmer verschwand.

So fand ich mich damit ab, daß ich geradewegs aus einem ich-weiß-nicht-so-recht-was-ich-davon-halten-soll-Traum in einen ich-weiß-nicht-so-recht-was-ich-davon-halten-soll-Tag schlidderte.

Und dieser wurde bereits in seinen Anfängen meinen Befürchtungen gerecht...

Ich bemerkte es bereits, als mir das Frühstück serviert wurde. Bei dem Wort Frühstück müssten bei Euch mittlerweile sämtliche Signalleuchten auf ein Rot umspringen, um das Euch die Feuerwehr beneiden würde...

Ich hatte zwei Brötchen und genau eine (1!) Scheibe Brot. Ich wußte, was das bedeutete!

Die Frühschicht war stinkesauer!

Und schon öffnete sich die Tür meines Krankenzimmers ruckartig und herein kam ein netter Pfleger, der sich jedoch bereits auf dem Weg von Tür zu Bett als Schwester-Mit-Der-Nadel [TM] entpuppte.
Es war wie jeden Montag.
Stinkewütend, nichts an den Brötchen ändern zu können, trieben sie ihren Schabernack mit der Brotration, verteilten grundsätzlich viel zu wenig Zucker für all den Kaffee und schickten ihre düsteren Boten aus, die Stationswelt mit gemeinen und grauenvollen Blutnentnahmen zu martern.

Dann kam der Punkt, an dem ich mir als geborener Rebell dachte:
"Mit mir nicht mehr!"

Und ich setzte an zum Gegenschlag!
Die Frühschicht wollte mich also ärgern, mich als Schachfigur benutzen, sehen wie ich reagiere?
Oh, ich WÜRDE reagieren, denn jetzt war ICH am Zug, zu sehen, wie DIE reagierten!

Auf meinem Krankenhauszimmertisch befand sich ein Döschen in dem abgepackte Zuckerpäckchen herumlagen.
Da ich grundsätzlich weniger Zucker als Kaffee oder Tee zur Verfügung habe, reduzierte sich die Menge der Zuckerpäckchen drastisch.
Da ich grundsätzlich mehr Kaffeesahne als Kaffee oder Tee zur Verfügung habe, steigerte sich die Menge der Kaffeesahnedöschen drastisch.
Nun ist die einst mit Zucker gefüllte Dose zugestellt mit Kaffeesahne und ich bin wirklich gespannt, wann sie DAS bemerken und wie sie DARAUF reagieren!

Krieg der werktägigen Frühschicht !!!
Keine Gnade !!!

Die Nebel des Krieges verziehen sich gegen Mittag, denn dann löst die Mittagsschicht die böse Frühschicht ab und der Tag nimmt seinen gewohnten Lauf.
Doch irgendwie glaube ich, daß auch die Mittagsschicht ihre knorrigen Finger im Schachspiel hat, beispielsweise bekommen alle Patienten mittags Kaffee. Der nette alte Mann und ich bekommen mittags jedoch KEINEN Kaffee.
Mit anderen Worten: Es ist was faul an der ach-so-netten Mittagsschicht!
Doch wo genau liegt der Hase im Argen? Diese Frage stelle ich mir seit Tagen und ich grübelte und grübelte...
Warum sollte die Mittagsschicht Interesse daran haben, es uns heimzuzahlen?
Sollten sie mein Zucker-und-Milch-Spiel [TM] durchschaut haben?
Aber nein, wenn es einer bemerken würde, dann doch die gierige und extrem aufmerksame Frühschicht.
Also, wo liegt das Problem?
Ich fragte mich tage- und nächtelang...

Und dann fiel es mir brühwarm ein:
Die Mittagsschicht dieser Woche ist die Frühschicht der letzten Woche !!!
Und wenn man sich diesen Schritt vor Augen hält, wird einem auch der nächste bewusst:
Die Nachtschicht dieser Woche ist die Frühschicht der vorletzten Woche !!!
Und nächste Woche ist die Nachtschicht die Frühschicht meiner ersten Woche hier drinnen... und sie schreit nach Rache!

Ich werde kein Auge schliessen können, ständig angespannt, ständig leben und schlafen unter der grausigen Angst, der verlegten Frühschichte einer der letzten Wochen zum Opfer zu fallen...

Nein, das Leben hier drin ist wahrlich kein Zuckerschlecken...

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Bitte verzeih mir wenn ich den Anlass deines Aufenthalt vernachlässige und mir am Grunde des dunklen Bodensatzes meines Herzens mehr Geschichten wünsche.

Nein, nein, nein.
Schnapp dir die Urinkellner! und Gute Besserung.

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